Zum ersten: Diese Fokusverschiebung ist grammatikalisch sicher ein Problem , in dem angesprochenen Beispiel aber wohl weniger. Denn Partizipe können erstens Multitasking, und zweitens spielen sie ja durchaus auf unterschiedlichen Zeitskalen: Wenn jemand sagt, er will sein Leben lang ein Lernender sein, erlaubt er sich ja trotzdem, zwischendurch gleichzeitig auch mal ein Kackender oder gar ein Atmender zu sein. Und man ist ja nie ein explizit Studierender im Sinne des Verbs. Ein „Sorry, ich hab heute Abend keine Zeit für Fußball, ich muss studieren“ hab ich nie gehört. Sondern im konkreten Fall wird ein Student oder Studierender (gibt übrigens keinen Grund, am Singular etwas zu drehen) dann lesen, lernen, schreiben usw., weshalb bei mir in diesem Fall bei „Studierenden“ nicht das Tun mitschwingt.Zum zweiten: Es ist ja schön (und durchaus faszinierend), was andere Sprachen so können. Wobei das Hebräische – wenn ich das jetzt richtig verstanden habe – das Problem des generischen Maskulinums ja nicht gelöst hat, sondern im Singular komplexer und noch geschlechtsspezifischer ist und damit das Problem im Plural ja noch verstärkt sein dürfte. Eine einfachere Sprache wie das Englische dagegen (ich weiß, damit kann ich nicht posen, aber egal) kennt das Problem nicht.Überhaupt: Überhaupt ging es mir weniger um konkrete sprachliche Lösungsansätze, sondern vielmehr um das Bewusstmachen einer sprachlichen Diskriminierung, und ich muss zugeben, dass mich diese Studien in ihrer Deutlichkeit doch überrascht haben. Das ist ja in der Wissenschaft allgemein so, dass zunächst das Problem da ist (in diesem Fall: das Problem zunächst erkannt wird) und danach Lösungsansätze entworfen, diskutiert, ausprobiert und ggf. auch wieder verworfen werden. Das darf aber kein Grund sein, dass Problem nicht ernst zu nehmen. Ist ein bisschen wie in der emergenten Theologie ;o)