Während der Von-der-Leyen-Wickel-Papa in den letzten drei Jahren ein Liebling der Medien war, kam der Teilzeit-Vater, der auf einen Teil seines Gehalts und auf einen Teil seines beruflichen Einflusses zugunsten des familiären verzichtet, in den öffentlichen Debatten nicht vor. Der Teilzeit-Vater existiert nicht. Er lässt sich mit der Selbstbeschreibung eines symbolischen Vaters nicht vereinbaren.
Wie aber wäre es, wenn auch er, sagen wir, an zwei Tagen der Woche die Kinder von der Kita abholte, wenn er mit den Älteren Schularbeiten machte? Wenn er nicht nur ein Einzelfall wäre, der die Regel bestätigt? Der reale Vater würde beginnen, die Familienarbeit nicht länger auf die Schultern der Frau abzuladen, er würde eine wirkliche und auch messbare Verantwortung übernehmen. Und er müsste seine Partnerin nicht länger mit symbolischen Gesten bei Laune halten.
Stattdessen aber sehe ich im Moment um mich herum viele Beziehungen zerbrechen. Paare, bei denen die Kluft zwischen erträumter und tatsächlicher Realität zu offensichtlich wurde. Bei denen sich der Widerspruch zwischen symbolischen und wirklichen Kompromissen unübersehbar zeigte. Paare, die der Spagat, den viele zu leben versuchen, überforderte. Nach der Trennung tritt häufig ein, was vorher unmöglich schien: Erst jetzt taucht der Papa zweimal in der Woche in der Kita auf, um das Kind abzuholen. Um dann mit ihm allein in seine Wohnung zu gehen.
via zeit.de
Lesenswerter Artikel, der meiner Ansicht nach sehr gut ausdrückt was auch ich in der von-der-Leyen-Familienpolitik sehe – sie hat weniger mit tatsächlicher „Gleichberechtigung“ zu tun als mit einer symbolischen Stützstruktur des patriarchalen Systems, die in weiten Teilen mit unser Leistungsgesellschaft verschmolzen ist…
Mit Posterous Lesenswertes aus einem Posterous-Blog zu zitieren ist schon irgendwie gewagt. Ich will es trotzdem machen, weil mit das Ding inhaltlich wichtig ist und ich nicht so tun will, als hätte ich es selbst gefunden. Danke also an depone für den Lesetipp!