Archiv für den Monat: Oktober 2013

#phonebloks – Ein Baukastenhandy

Wertstoffhöfe bereiten mir fast körperliche Schmerzen. Was da alles an noch funktionsfähigen oder leicht reparierbaren Dingen im Müll landet finde ich unerträglich. Man kann nur hoffen, dass die Wertstoffe tatsächlich als solche in neuen Produkten wiederauferstehen. Ich bin daher auch jemand, der gerne viel Zeit ins Reparieren von allen möglichen Dingen steckt, manchmal vielleicht sogar etwas zu viel…

Ich liebe Normen und technische Standards, weil sie es ermöglichen, Dinge leicht zu reparieren, zu erweitern, zu oder zu kombinieren. Gewöhnliche PCs sind ein Paradebeispiel von einigermaßen gut zusammenarbeitenden, aber von unterschiedlichen Herstellern stammenden Komponenten. Aber eben nur einigermaßen, denn jeder Windows-Nutzer kennt die Probleme, die dadurch entstehen, dass Microsoft den Ehrgeiz besitzt, ein System zu entwickeln, was auf so ziemlich jedem Rechner läuft, den irgend ein Teenager im Keller mal eben so zusammengeschustert hat. (Genauso gut kennt jeder Leser meiner Zeilen das Problem vom Schachtelsätzen.)

Jetzt stellt jemand einen Entwurf für ein Handy vor, das man nach dem Baukastenprinzip zusammenstellen kann: Jeder so, wie er sich seine Komponenten eben wünscht. Die Idee ist nicht neu, aber klasse umgesetzt. Ich denke, dass auch das Zusammenspiel der Komponenten technisch in den Griff zu bekommen wäre, wenn ein Wille zu seinem solchen Konzept da wäre. Hier das Video:

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142857

Klausur im Leistungskurs Physik. Wir Schüler waren mit den Gedanken bei unseren Aufgaben, der Kursleiter Herr J.F. hatte anderes zu tun und durch die Reihen schlurfend offenbar seinen Spaß. Auf einmal wurde er unruhig und sah sich gezwungen, uns kurz zu unterbrechen, um uns etwas Dringendes mitzuteilen. Es seien „ungefähr 42,857142857142…%“ von uns sieben Schülern Linkshänder, das habe er eben festgestellt.

Wie bitte? Während der restlichen Zeit beschäftigten mich neben den Fragen der Klausur zwei weitere. Erstens: Warum unterbricht er uns, um uns so etwas unglaublich wichtiges mitzuteilen? Und zweitens: Wie kommt er im Kopf auf diese Zahl? Die erste Frage ist bis heute unbeantwortet, die zweite wurde uns von ihm mit spitzbübischem Grinsen direkt im Anschluss erklärt:

  • 1/7 = 0,142857…
  • 2/7 = 0,285714…
  • 3/7 = 0,428571…
  • 4/7 = 0,571428…
  • 5/7 = 0,714285…
  • 6/7 = 0,857142…

Got it? Ich konnte seine Begeisterung verstehen. Und eben sah ich dann dieses Video auf Numberphile, in dem die Sache mit den „Cyclic Numbers“ noch viel weiter getrieben wird. Unglaublich. Egal was du gerade tust, du musst dich dadurch unterbrechen lassen. Wir mussten damals auch.

Fachmann für Transportsysteme

Gestern gab das Nobelpreis-Kommitee die Gewinner des diesjährigen Medizin-Nobelpreises bekannt, zwei US-Amerikaner teilen sich den Preis mit einem Deutschen namens Thomas Südhof. Die drei sind offenbar Fachleute für Transportsysteme. In Zellen und zwischen Zellen. Zellen sind extrem komplexe Tierchen, in ihnen muss wahnsinnig viel Material just in time von A nach B geschafft werden, sonst funktioniert da nichts. Und Thomas Südhof hat Pionierarbeit geleistet für das Verständnis dieser Transportsysteme.

Jetzt könnte man meinen, dass ein Mann wie Thomas Südhof gut orientiert sein sollte. Wer sich den ganzen Tag mit Transporten beschäftigt, der muss die Übersicht behalten. Der muss wissen, was wann wo ist. Und wer schon „Süd“-hof heißt, dem scheint eine gewisse Orientierung in die Wiege gelegt zu sein.

Und jetzt das. Die Zeit schrieb gestern Abend, dass Südhof nicht ganz klar ist, wohin er selbst eigentlich gehört. Ob er deutscher Staatsbürger ist oder nicht. Ok, ist auch nicht so wichtig, könnte man meinen, immerhin weiß er, dass er jetzt (auch?) Amerikaner ist und sich in Amerika befindet. Von dort aus kann man sich doch gut weiter orientieren. Aber die Zeit schreibt weiter:

Südhof erreichte die Nachricht der Auszeichnung im Auto in Spanien. „Ich dachte, es wäre mein Freund, der anruft. Ich habe mich nämlich ein bisschen verfahren. Es tut mir leid, das ist ein bisschen unerwartet“, so seine Reaktion. „Ist das Ihr Ernst?“, habe er den Anrufer im Auftrag des Nobel-Komitees gefragt. „Oh mein Gott!“

Oh mein Gott.