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Der schubst auch Kinder!

So ziemlich jeder hat wahrscheinlich schon mal in einem Video einen dieser Roboter von Boston Dynamics gesehen, z.B.dieses hundeähnlichen Vieh, welches gut als Lastenträger denkbar ist, oder den schnell rennenden Vierbeiner, dem man besser nicht in freier Wildbahn begegnen möchte.

Im Programm hat Boston Dynamics auch einen humanoiden Roboter, genannt Atlas. Von der neusten Atlas-Version wurde vor einer Woche ein Video veröffentlicht, welches schon ziemlich faszinierend ist. Gestutzt habe ich aber vor allem an dieser Stelle hier bei Minute 1:21:


(Mist, das Einbinden von Videos mit einer bestimmten Startzeit scheint nicht so einfach zu klappen wie gehofft…)

Noch gemeiner wird es bei Minute 2:04, da ärgert der Typ den Roboter nicht nur, sondern stößt ihn wirklich zu Boden. Der Roboter rappelt sich wieder hoch, und man rechnet damit, dass er sich umdreht und auf den Menschen losgeht. Macht er aber nicht. Artig erzogen programmiert, der Gute.

Es ist völlig klar, dass dieser Roboter nur eine Maschine ist, trotzdem fühlt es sich falsch und böse an, wenn jemand ihn ärgert oder gar umstößt. Wer Roboter schubst, der schubst auch kleine Kinder! Oder?

Shared Space

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ShareSpaceSchild“ von unbekannt – Eigene Arbeit, basierend auf einer Fotografie von AP Photo/Joerg Sarbach in der EpochTimes Deutschland (online), 2008 (siehe: Imke Zimmermann: Bohmte hat EU-Projekt mit Straßenfest übergeben. In: EpochTimes Deutschland. 22. Juni 2008 (http://www.epochtimes.de/articles/2008/06/22/301574.html).). Über Wikipedia.

Als ich Mitte des Jahres eine Woche in Mailand unterwegs war fiel mir auf, dass der Straßenverkehr dort anders funktioniert als bei uns. Will man z.B. als Fußgänger über einen Zebrastreifen gehen, dann wird kein Auto anhalten und einen einfach über die Straße lassen. Läuft man aber mutig los, dann stellt man fest, dass die Autofahrer entgegen des Anscheins ziemlich aufmerksam und bremsbereit sind und einen über die Straße lassen. Offensichtlich führt der etwas lockerere Umgang mit den starren Verkehrsregeln zu mehr Aufmerksamkeit, denn jedem ist klar, dass der andere sich ggf. nicht 100% regelkonform verhält. Dafür muss man das selbst eben auch nicht. Etwas mehr gesunder Menschenverstand, etwas mehr Mitdenken, etwas mehr Vertrauen in den Anderen und etwas mehr Rücksicht auf den anderen führt zu deutlich mehr Freiheit und einer deutlich angenehmeren Stimmung auf der Straße.

Vorgestern gab es bei Spiegel Online einen Artikel „Verkehr ohne Regelwut: Ein Dorf schafft den Schilderwald ab„, den man unbedingt lesen sollte. Darin wird der niederländische Verkehrsplaner Hans Monderman zitiert:

Wenn man die Leute wie Idioten behandelt, werden sie sich auch so benehmen.

Einen „Shared Space“ hat Mondermann diese Planungsphilosophie genannt. Der Begriff gefällt mir, genau wie die ganze Idee dahinter. Die lässt sich nämlich auf viele Bereiche des Lebens übertragen, in denen Menschen interagieren. Gerade auch in christlichen Gemeinden wird gerne mal ein „Schilderwald“ aufgestellt, und auch hier gilt: Etwas mehr gesunder Menschenverstand, etwas mehr Mitdenken, etwas mehr Vertrauen in den Anderen und etwas mehr Rücksicht auf den anderen führt zu deutlich mehr Freiheit und einer deutlich angenehmeren Stimmung. Schon ganz am Anfang der Bibel der Straßenverkehrsordnung heißt es:

Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht.

Unterstellungskaskaden

Im Zusammenhang mit dem „Gaucho-Tanz“ auf der WM-Feier in Berlin habe ich eben folgendes gelesen:

„Was für eine ekelhafte Feier“, hieß es auf Twitter. Die armen unwissenden Deutschen wüssten nicht einmal, dass die Bezeichnung als „Gaucho“ keine Beleidigung für einen Argentinier sei, twitterte eine Argentinierin. „Ich hatte die Deutschen für intelligenter gehalten“, so ein anderer Tweet.

Quelle: FAZ

Ganz unabhängig von der Sache (die ich hier nicht diskutieren will) finde ich es immer wieder faszinierend, was Unterstellungen für eine wichtige Rolle in zwischenmenschlichen Beziehungen spielen. Manchmal kommt man zur eigentlichen Unterstellung auch nur über die Konstruktion umständlicher „Unterstellungskaskaden“. Die Mühe macht man sich jedoch gerne.

Eine Spielwiese für jeden (Hobby-) Psychologen.

Kaugummis: Sympathische Sucht

Extra Professional PeppermintIch bin kaugummisüchtig. Wirklich, ich werde ziemlich nervös, wenn ich keine Kaugummis habe. Fragt meine Freunde. In der Regel habe ich Kaugummis a) in meiner Hosentasche und b) zur Absicherung und für den Nachschub in meiner Tasche, in der ich den sonstigen Kram mit mir herumtrage. Ich finde sie blind. Und ich bin wählerisch. Ab und an nehme ich allen Mut zusammen und probiere neue Sorten aus, komme aber immer wieder auf die „Extra Professional Peppermint“ zurück. Vermutlich haben sie mich mit dem clever gewählten Namen am Wickel.

Sucht ist Sucht, mit all ihren Problemen. Die Kaugummisucht aber hat auch ihre Vorteile:

Ich bin erleichtert.

 

Nocebo – Ich werde schaden

Den Plazebo-Effekt kennt jedes Kind: Ein Scheinmedikament hilft in vergleichbarer Weise wie ein wirkliches Präparat. Es gibt aber auch den gegenteiligen und leider nicht so bekannten Effekt: Den Nocebo-Effekt:

Nocebo heißt wörtlich „Ich werde schaden“. Es ist das dunkle Gegenstück zum Placeboeffekt. Beides ist in der Medizin allgegenwärtig und beruht auf zwei grundlegenden Mechanismen: Erwartung oder Erfahrung. „Wenn Sie einem Patienten eine falsche Diagnose mitteilen, beobachtet er trotzdem bald die dazu passenden Symptome bei sich“, sagt der Noceboforscher Paul Enck von der Universität Tübingen. Und wer einen Beipackzettel allzu genau liest, spürt bald die Nebenwirkungen. Krebspatienten wird oft schon auf dem Weg zur Chemotherapie übel.

(via zeit.de)

Im folgenden Video wird das schön ausgeführt:

Weiterlesen

Selbsterkenntnis

via ehrensenf.de

Jack Vale ist ja immer für einen Spaß zu haben. Der hier ist aber wirklich faszinierend. Auch wenn man zunächst über die Befragten schmunzelt, so ist ihre Reaktion zunächst doch eine sehr gesunde: Sie schränken das mögliche Antwortspektrum mit Hilfe des „gesunden Menschenverstandes“ (Rahmenbedingungen: Logik, Erfahrung) massiv ein, um schnell zu einer schlüssigen Antwort zu kommen. Nur funktioniert das eben in einem künstlich modifizierten Setting nicht immer…

Nicht mit mir?

„Wählen Sie bitte die Nummer 54323.“ So lautete der Auftrag des Psychologen an die Versuchspersonen. Eine andere Gruppe musste die Ziffernfolge 534243 in ein Handy eintippen. Beide Gruppen hatten dafür Geräte erhalten, auf deren Tasten nur die Zahlen zu sehen war, nicht – wie bei handelsüblichen Geräten – auch die Buchstaben, die fürs Tippen einer SMS benötigt werden. Anschließend sollten alle Probanden angeben, wie angenehm es für sie gewesen war, die jeweiligen Nummern zu wählen. Was sie allerdings nicht wussten: Beim Simsen ergibt die Tastenfolge 54323 das Wort „Liebe“, wohingegen die Tastenfolge 534243 das Wort „Leiche“ nach sich zieht.

„Tatsächlich mochten die Versuchspersonen die Telefonnummern mehr, die angenehmen Wörtern entsprachen im Vergleich zu denen, die mit unangenehmen Wörtern einhergehen“, sagt Topolinski – obwohl sie gar nicht wussten, dass die Tastenfolge der Telefonnummern solche Wörter ergab.

via uni-wuerzburg.de

Spannender Artikel, spannende Ergebnisse, spannende Konsequenzen. Vor allem für jemanden wie mich, der im Monat vielleicht so 2-3 SMS versendet…

Downloadbeschleunigung

via littlebigdetails.com

Mit einem kleinen Trick kann man einen Download 11 Prozent schneller erscheinen lassen als er eigentlich ist. Schon erschreckend, wie manipulierbar wir doch sind…

PS: Immerhin gibt man sich bei diesem Ansatz zur „Beschleunigung“ etwas Mühe, anders als Apple beim ersten „Lösungsansatz“ der Empfangsprobleme des iPhone 4:

Um dies in Ordnung zu bringen setzen wir die kürzlich von AT&T empfohlene Formel zur Kalkulation der Balkenanzeige bei einer bestimmten Signalstärke ein. Die wirkliche Signalstärke bleibt gleich, aber die Balken auf dem iPhone zeigen diese erheblich genauer an; so erhalten Kunden eine viel bessere Anzeige des Empfangs in der jeweiligen Gegend. Wir vergrössern zudem die Balken eins, zwei und drei, damit sie leichter zu sehen sind.

via techfreakzz.com