Als ich Mitte des Jahres eine Woche in Mailand unterwegs war fiel mir auf, dass der Straßenverkehr dort anders funktioniert als bei uns. Will man z.B. als Fußgänger über einen Zebrastreifen gehen, dann wird kein Auto anhalten und einen einfach über die Straße lassen. Läuft man aber mutig los, dann stellt man fest, dass die Autofahrer entgegen des Anscheins ziemlich aufmerksam und bremsbereit sind und einen über die Straße lassen. Offensichtlich führt der etwas lockerere Umgang mit den starren Verkehrsregeln zu mehr Aufmerksamkeit, denn jedem ist klar, dass der andere sich ggf. nicht 100% regelkonform verhält. Dafür muss man das selbst eben auch nicht. Etwas mehr gesunder Menschenverstand, etwas mehr Mitdenken, etwas mehr Vertrauen in den Anderen und etwas mehr Rücksicht auf den anderen führt zu deutlich mehr Freiheit und einer deutlich angenehmeren Stimmung auf der Straße.
Vorgestern gab es bei Spiegel Online einen Artikel „Verkehr ohne Regelwut: Ein Dorf schafft den Schilderwald ab„, den man unbedingt lesen sollte. Darin wird der niederländische Verkehrsplaner Hans Monderman zitiert:
Wenn man die Leute wie Idioten behandelt, werden sie sich auch so benehmen.
Einen „Shared Space“ hat Mondermann diese Planungsphilosophie genannt. Der Begriff gefällt mir, genau wie die ganze Idee dahinter. Die lässt sich nämlich auf viele Bereiche des Lebens übertragen, in denen Menschen interagieren. Gerade auch in christlichen Gemeinden wird gerne mal ein „Schilderwald“ aufgestellt, und auch hier gilt: Etwas mehr gesunder Menschenverstand, etwas mehr Mitdenken, etwas mehr Vertrauen in den Anderen und etwas mehr Rücksicht auf den anderen führt zu deutlich mehr Freiheit und einer deutlich angenehmeren Stimmung. Schon ganz am Anfang der Bibel der Straßenverkehrsordnung heißt es:
Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht.