WM-Spreeblick-Blick

Mimiklos wie Jack Bauer saß Jogi Löw auf seinem Stuhl die ersten fünf Minuten. Obwohl er doch in seinem blauen Hemdchen eher aussah wie ein Schlumpf im Anzug.
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Das 2:0 aber fand ohne ihre Beteiligung statt: Lahm zirkelte eine Flanke maßgerecht auf Miro Klose, den Schwarzer heraus- und vorauseilend dankenswerterweise einköpfen ließ. Mit der Stirn natürlich. Hinter der Stirn, im präfrontalen Cortex, befindet sich beim Homo sapiens übrigens der Charakter.
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Nach der Pause verschliefen die Deutschen wieder den Einstieg: vielleicht ist das der Antizyklus, den Löw von Klinsmann unterscheidet. Dem war der Blitzkrieg ja näher als die nachhaltige Kolonialisierung der gegnerischen Hälfte. So hatten die Australier zumindest ein paar Augenblicke den Eindruck, sie dürften mitspielen; psychologisch gar nicht so blöd, wenn man bedenkt, dass die gegen Ghana und Serbien nicht völlig demotiviert auf dem Platz rumstehen sollen.

Der Schiedsrichter unterminierte diese perfide Taktik, indem er Cahill glatt Rot zeigte wegen … das weiß man nicht genau. Für so ein Einsteigen bekommt man in der Premier League eine lobende Erwähnung in der Teambesprechung, bei der WM den Platzverweis. So sieht sie aus, die real existierende internationale Härte.
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Erstaunlich war, dass Australien nach ungefähr 60 Minuten überhaupt keine Luft mehr hatten. Sie hatten kaum die Kraft, angemessen neben sich zu stehen. Kaum stands 3:0, ließen sie Özil ziehen, der in der Mitte Cacau suchte und fand: 4:0. Gomez durfte noch ein bisschen mitkicken, damit alle mal sehen konnten, dass er zu Recht auf der Bank sitzt.

via spreeblick.com

Ich mag diese Spielnachbesprechungen von Frédéric Valin einfach. Ein Spreeblick-Blick lohnt also auch während der WM.

6 Reaktionen auf “WM-Spreeblick-Blick

  1. dasaweb Beitragsautor

    Zum Spiel Italien gegen Paraguay (http://www.spreeblick.com/2010/06/14/italien-paraguay-11/):“Bei den Italienern ist es so: Sie können zwar, müssen aber meistens nicht. Italien hat kaum hervorhebenswerte Stärken, sie können (fast) alles. Es ist eine komplette, eine ausgeglichene Mannschaft. In ihren guten Spielen spielen sie nicht ihre Tugenden, ihre Begabungen aus: sondern sie decken schonungslos die Schwächen des Widersachers auf. Und sei diese Schwäche die Schwester des gegnerischen Spielmachers.“

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  2. dasaweb Beitragsautor

    Zu Frankreich – Südafrika:“Es kam Henry. Wenn es mit dem Fuß nicht klappt, dachte wohl Domenech, muss eben einer kommen, der sich was aus dem Ärmel schütteln kann. Wie gegen Irland. Zweiter Ballkontakt, Henry nimmt den Ball mit dem Arm an. Gelernt ist gelernt.“

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  3. dasaweb Beitragsautor

    Zu Ghana – Deutschland: „Und dann, die 60. Bis zur 60. stand folgender Witz im Text: „Und überhaupt: Hat der Özil eigentlich Abi? Würde mich wundern, bei der Abschlusschwäche.“ Und dann haut der so ein Ding raus. Rein. Durch. Steht gefühlte drei Minuten am 16er und steht und steht und steht, gleich packt er seine Kippen raus und raucht eine, denkt man, da kriegt er den Ball. Dreht sich kurz, dreht ihn rein, genau in den Winkel. Einsnull.“

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  4. dasaweb Beitragsautor

    Ja, hab den lange gemocht, aber diese Handgeschichte in der WM-Quali fand ich dann doch derbe, da hat er in meiner Sympathie deutlich Federn gelassen.

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