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Drei Podcasts für die Bundestagswahl

Dass in knapp zwei Wochen Bundestagswahl ist sollte sich mittlerweile herumgesprochen haben. Als leidenschaftlicher Podcast-Hörer will ich daher hier mal drei Podcasts vorstellen, die ich in der Vorbereitung auf die Bundestagswahl hilfreich fand. Mit Sicherheit werde ich sie aber auch danach weiter verfolgen, sofern sie dann noch existieren.

Podcast 1: Stimmenfang – der Politik-Podcast (Spiegel Online)

Ein Podcast, den SpOn extra angesichts der Bundestagswahl aufgelegt hat. Zu finden ist er hier: http://www.spiegel.de/thema/stimmenfang_podcast/

Die Folgen wurden allesamt von Yasemin Yüksel gestaltet. Die Art, wie sie das macht, wie sie Leute mit einbezieht, interviewt, eben „Stimmen fängt“, gefällt mir gut. Sogar unsere Jungs waren während längerer Autofahrten immer wieder scharf darauf, den Podcast mit zu hören. Sie macht wohl einiges richtig.

Die Länge der einzelnen Folgen variiert stark, zwischen 15 und 100 Minuten ist alles dabei.

Podcast 2: Der Debatten-Podcast (Sascha Lobo, Spiegel Online)

Sascha Lobo wird gerne als Blogger, Buchautor, Journalist und Webetexter vorgestellt. Er schreibt bereits seit 2011 für SpOn die Kolumne „Die Mensch-Maschine„, die sich gern in der Schnittmenge der Themenkomplexe Digitalisierung, Internet, Gesellschaft und eben auch Politik bewegt. Ein kluger Kopf, wie ich finde, der oft eine erfrischend unkonventionelle und doch differenzierte Sicht auf die behandelten Themen entwickelt.

Im Debatten-Podcast geht es nun darum, Kommentare auf seine Kolumne zu debattieren. Also Kommentare, die im SpOn-Forum, über Twitter oder über andere Kanäle bei ihm landen. Die Redaktion sucht daraus einzelne Wortmeldungen, auf die er dann im Podcast eingeht. Von der Art, wie er mit oft auch herber Kritik umgeht, kann man sich eine Scheibe abschneiden (wenn man sie ihm abnimmt). Auch wenn es nicht immer um politische Themen geht und der Podcast nicht auf die Bundestagswahl abzielt, so kann man trotzdem im Bezug auf die Wahl einiges mitnehmen. Denn bei Lobo geht es häufig um die Art, wie der politischen Diskurs stattfindet und wie sich politische Akteure verhalten.

Den Podcast findest du unter diesem Link: http://www.spiegel.de/thema/sascha_lobo_podcast/

Eine typische Podcast-Länge gibt es auch hier nicht, die Folgen sind zwischen 30 und 60 Minuten lang.

Podcast 3: Interview der Woche (Deutschlandfunk)

Mir ist bewusst, dass das bisher etwas SpOn-lastig war, daher kommt der dritte Podcast aus einer anderen Ecke, dem Deutschlandfunk. Das „Interview der Woche“ ist auch kein explizit politischer Podcast, in letzter Zeit sind aber natürlich vor allem Politiker in der Sendung, und zwar quer durch das politische Spektrum.

Das „Interview der Woche“ ist unter dieser Adresse erreichbar: http://www.deutschlandfunk.de/interview-der-woche.867.de.html

Im Gegensatz zu den anderen beiden Podcasts hat es eine relativ feste Länge, sie liegt bei knapp einer halben Stunde. Für ein Gespräch mit einem einzigen Politiker bzw. einer einzelnen Politikerin ist das nicht so wenig, man bekommt tatsächlich einen ganz guten Eindruck der interviewten Personen und dadurch auch von der dahinter stehenden Partei oder Organisation.

Wie hören?

Wie hört man eigentlich einen Podcast? Das einfachste ist, den Links oben zu folgen und die Episoden der Podcasts direkt im Browser zu hören. Auf Dauer ist das allerdings etwas unpraktisch.

Will man einen Podcast regelmäßig hören, also „abonnieren“, dann empfiehlt sich eine Podcast-App, auch Podcatcher genannt. Unter Android kann ich Pocket Cast empfehlen. Bin vor eingien Wochen nach einigen Jahren intesiver Nutzung von Podkicker Pro umgestiegen, ich hab mir das also sehr genau überlegt. Unter iOS kann ich keine Empfehlung aus eigener Erfahrung abgeben und verlass ich mich hier einfach mal auf Theo, der letzte Woche zu Overcast FM geraten hat.

Wie man Podcasts hört ist eigentlich auch egal, hauptsache man hört sie.

Ach ja, und am Ende wie immer der verzweifelte Versuch, eine Diskussion anzustoßen: Welche politischen Podcasts kannst du mir empfehlen?

Hoffnung!

Nachrichten schauen ist Bürgerpflicht, finde ich. Dabei muss der pflichtbewusste Bürger aber aufpassen, dass er nicht schwer depressiv wird bei all dem, was er da so zu sehen bekommt. Es scheint kein Zweifel daran zu bestehen, dass die Welt „in den Arsch geht“ (ups, ugs.). Manchen Christen passt das insgeheim sogar ganz gut in den Kram: Gott hat die Welt perfekt gemacht, aber seit der Mensch seine Finger mit im Spiel hat ist unaufhaltsame Degeneration angesagt. Und irgendwann später wird Gott dann mit einem großen Knall alles wieder gut machen. Reset. Aber nur mit den richtigen Leuten, versteht sich, sonst läuft er Gefahr, dass das gleiche Problem nochmal auftritt.

Zum Glück ist das nicht so. Es besteht Hoffnung. Am letzten Sonntag ist sie mir zweimal begegnet: Erstens in einer sehr gute Predigt von Christoph, und zweitens in einem Interview mit Steven Pinker, in dem er folgendes behauptet:

Gewalt ist im Laufe der Geschichte immer weiter zurückgegangen. Und zwar alle möglichen Formen der Gewalt: Kriege, Morde, Folter, Hinrichtungen, Vergewaltigungen, häusliche Gewalt. Diese Dinge gibt es natürlich noch immer. Aber wir dürften heute in der friedlichsten Epoche leben, seit unsere Spezies existiert.

(via https://www.amnesty.ch/de/ueber-amnesty/publikationen/magazin-amnesty/2015-4/friedensprophet-mit-taschenrechner)

Wie immer gilt: Unbedingt den ganzen Text lesen!

Man mag das kaum glauben, das widerspricht völlig unserem täglichen Gefühl, nach dem eigentlich alles immer noch schlimmer wird. Der Grund ist, dass gute Nachrichten eben keine Nachrichten sind und sich immer genug Material finden wird, um die Tagesschau zu füllen. Sogar im Sommerloch. Gerhard Polt lässt in seinem Stück „Das Gespenst des Pazifismus“ mal eine seiner Figuren über die Pazifisten herziehen und trifft dieses Problem dabei ganz gut:

„Diese Pazifisten haben ja noch nie einen Krieg verhindert. Oder können Sie mir irgendeinen Krieg nennen, den wo die verhindert hätten?“

(Gerhard Polt)

Die Beobachtung einer positiven Tendenz ist natürlich kein Grund, um sich zurückzulehnen, im Gegenteil. Aber trotzdem finde ich es wichtig und gesund, ab und zu den Blick abzuwenden von Internet, Fernsehen und Zeitungen und den großen, hoffnungsvollen Blick darüber hinaus zu wagen.