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Hoffnung!

Nachrichten schauen ist Bürgerpflicht, finde ich. Dabei muss der pflichtbewusste Bürger aber aufpassen, dass er nicht schwer depressiv wird bei all dem, was er da so zu sehen bekommt. Es scheint kein Zweifel daran zu bestehen, dass die Welt „in den Arsch geht“ (ups, ugs.). Manchen Christen passt das insgeheim sogar ganz gut in den Kram: Gott hat die Welt perfekt gemacht, aber seit der Mensch seine Finger mit im Spiel hat ist unaufhaltsame Degeneration angesagt. Und irgendwann später wird Gott dann mit einem großen Knall alles wieder gut machen. Reset. Aber nur mit den richtigen Leuten, versteht sich, sonst läuft er Gefahr, dass das gleiche Problem nochmal auftritt.

Zum Glück ist das nicht so. Es besteht Hoffnung. Am letzten Sonntag ist sie mir zweimal begegnet: Erstens in einer sehr gute Predigt von Christoph, und zweitens in einem Interview mit Steven Pinker, in dem er folgendes behauptet:

Gewalt ist im Laufe der Geschichte immer weiter zurückgegangen. Und zwar alle möglichen Formen der Gewalt: Kriege, Morde, Folter, Hinrichtungen, Vergewaltigungen, häusliche Gewalt. Diese Dinge gibt es natürlich noch immer. Aber wir dürften heute in der friedlichsten Epoche leben, seit unsere Spezies existiert.

(via https://www.amnesty.ch/de/ueber-amnesty/publikationen/magazin-amnesty/2015-4/friedensprophet-mit-taschenrechner)

Wie immer gilt: Unbedingt den ganzen Text lesen!

Man mag das kaum glauben, das widerspricht völlig unserem täglichen Gefühl, nach dem eigentlich alles immer noch schlimmer wird. Der Grund ist, dass gute Nachrichten eben keine Nachrichten sind und sich immer genug Material finden wird, um die Tagesschau zu füllen. Sogar im Sommerloch. Gerhard Polt lässt in seinem Stück „Das Gespenst des Pazifismus“ mal eine seiner Figuren über die Pazifisten herziehen und trifft dieses Problem dabei ganz gut:

„Diese Pazifisten haben ja noch nie einen Krieg verhindert. Oder können Sie mir irgendeinen Krieg nennen, den wo die verhindert hätten?“

(Gerhard Polt)

Die Beobachtung einer positiven Tendenz ist natürlich kein Grund, um sich zurückzulehnen, im Gegenteil. Aber trotzdem finde ich es wichtig und gesund, ab und zu den Blick abzuwenden von Internet, Fernsehen und Zeitungen und den großen, hoffnungsvollen Blick darüber hinaus zu wagen.